Ödland und fliegende Edelsteine – Heuschrecken im NSG „Alter Flugplatz Karlsruhe“

NABU/C. Buchta
NABU/C. Buchta

 

Entdeckertour ins Reich der Heuschrecken - diesem Aufruf zur gemeinsamen Exkursion auf den Alten Flugplatz Karlsruhe folgen am 21. Juli 2019 rund 10 Interessierte. Auf den Spuren der heimischen Insekten pirschen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begeistert durch die „Karlsruher Steppe“.

 

Die einzigartigen und strukturreichen Lebensräume im Naturschutzgebiet bieten verschiedenen Heuschreckenarten optimalen Lebensraum.

 

„Im Gegensatz zu vielen anderen Insektengruppen sind Heuschrecken ja relativ einfach zu bestimmen. Hinzu kommt, dass es in Baden-Württemberg eine vergleichsweise überschaubare Anzahl von rund 70 verschiedenen Arten gibt“, berichtet Exkursionsleiter Sebastian Olschewski vom NABU Karlsruhe. Damit bieten Heuschrecken einen hervorragenden Einstieg in die Welt der Insekten – die artenreichste Tierklasse überhaupt. Am Alten Flugplatz können neben Arten, die in Baden-Württemberg weiter verbreitet sind, z. B. Gemeiner Grashüpfer (Pseudochorthippus parallelus) oder Feldgrille (Gryllus campstris), auch echte Spezialisten der Sandrasen und Binnendünen beobachtet werden.

 

 

Die Binnendünen und Sandrasen der Oberrheinebene sind für einige gefährdete Arten wichtige und oft die letzten Lebensräume. „Einige der Arten sehen sitzend völlig unscheinbar braungrau aus. Die Tiere verlassen sich fast blind auf ihre Tarnung und bewegen sich erst kurz bevor der Beobachter bedrohlich nahe ist. Im Springflug blitzen dann die blauen Hinterflügel auf“, betont Sebastian Olschewski. Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) macht ihrem Namen alle Ehre und ist ein wahrer Edelstein der Sandrasenlebensräume. Aber auch die winzige Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus) ist beeindruckend: Mit ihren verdickten Fühlerenden ist sie auch leicht zu erkennen, durch ihre unscheinbare Körperfärbung ebenfalls perfekt getarnt.

 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen auf der Exkursion knapp zehn verschiedene Arten kennen, einzelne von ihnen sogar stimmlich über den Gesang. Die Lautäußerungen eignen sich hervorragend zur Artbestimmung.

 

Neuntöter. Nabu/Martin Semisch
Neuntöter. Nabu/Martin Semisch

 

„Die Lebensräume hier im Naturschutzgebiet sind auf eine regelmäßige Pflege angewiesen – ohne diese Maßnahmen würden die wertvollen Lebensräume verbuschen“, weiß Olschewski zu berichten. Und die fleißigen tierischen „Landschaftspfleger“ lassen auch nicht lange auf sich warten – eine Gruppe Esel bestaunt die Naturbegeisterten neugierig von der anderen Zaunseite aus. Im Brombeeraufwuchs im Hintergrund huschen einzelne Vögel immer wieder zu Boden – ein Blick durch das Fernglas offenbart: Die Heuschrecken leben hier gefährlich – ein Pärchen des Neuntöters zieht seine Jungen am Alten Flugplatz auf. Seine Beute, z. B. Heuschrecken, werden regelmäßig auf dornenbewehrten Sträuchern aufgespießt.

 

Nach gut zwei Stunden endet der spannende Ausflug in das Reich der Heuschrecken in der „Karlsruher Steppe“.

 

 

Nachwort: 

Für die Durchführung der Exkursion innerhalb des Naturschutzgebiets und den Fang von Heuschrecken zu Anschauungszwecken lagen eine Befreiung und  Ausnahmegenehmigung des Regierungspräsidiums Karlsruhe vor.

 

Bitte bleiben Sie zum Schutz der empfindlichen Fauna und Flora beim Besuch des Naturschutzgebiets auf den markierten Wegen.

 

Text: Sebastian Olschewski