Von Steinmännchen bis Stand Up Paddeln

Wie sich Freizeittrends auf die Natur auswirken

Freizeit in der Natur genießen, dabei an einem idyllischen Plätzchen neue Energie tanken, den Kindern Naturnähe durch Beschäftigung mit Naturmaterialien bieten... etc. Wer wollte etwas dagegen einwenden? Man kann nicht erwarten, dass den Leuten die Natur vor der Haustür ans Herz wächst, wenn sie nicht von klein auf in Kontakt mit ihr kommen. - Ein entscheidender Faktor ist die Besucherdichte: wenn jeder sich ein exklusives Plätzchen sucht, gibt es bald keines mehr. Ein anderes aktuelles Problem ist die Corona bedingte Verlagerung der Freizeitaktivitäten von den Sportplätzen, Zoos, Freizeitparks, Urlaubszielen etc. in die Natur- und Landschaftsschutzgebiete des Stadt- und Landkreises.

Mit aufgeklärtem Freizeitverhalten die Natur genießen

In der Ettlinger Innenstadt wurden in den vergangenen Jahren eine sehr große Anzahl an Steinmännchen aufgestellt.

 

Dies sieht hübsch aus und macht sicherlich großen Spaß. Was den meisten Menschen, die an solchen Aktivitäten teilnehmen nicht bekannt sein dürfte, sind die Effekte auf die Bachfauna:

 

Für die dort brütenden Wasseramseln hatte es verheerende Auswirkungen. Sie fühlen sich sehr gestört und haben deshalb auf weite Strecken ihre Bruten aufgegeben.

 

In Zusammenarbeit mit der Stadt Ettlingen, dem Landratsamt und dem NABU wurde vereinbart, dass zwischen Januar und Juli das ständige Betreten der Alb verboten ist. Im Juli haben dann die Wasseramseln dann ihr Brutgeschäft beendet. Entsprechende Hinweistafeln wurden aufgestellt.

 

Stand Up Paddeln hat negativere Auswirkungen auf die Vögel

Speziell während des letzten Jahres boomten wegen dem Corona bedingten Mangel an Alternativen die Individual Sportarten extrem. Joggen, Radfahren und auch Paddeln. Eine zunehmend beliebtere Variante des Paddelns ist das sogenannte Stand Up Paddeln, das im Marketin meist als romantisches einsames Naturerlebnis beworben wird.

Die Anzahl der Stand Up Paddler (SUP) hat sich in den letzten zwei Jahren signifikant erhöht. Die Ausrüstung ist mittlerweile auch für kleines Geld sogar bei den bekannten Discountern zu erwerben. Es kann ohne Aufwand mitgenommen und sogar an schlecht zugängliche Stellen transportiert werden und dann vor Ort aufgepumpt werden. Das ist praktisch, führt aber oftmals zu deutlich mehr Störungen der Vogelwelt an den Brutplätzen, zur Beschädigung der Ufervegetation und Störungen der Tiere auf den Wasserflächen, wenn die Benutzer nicht die vorgesehenen Einsatzstellen benutzen oder gar in gesperrten Schutzgebieten fahren.

 

Laut einer Studie aus Bayern von 2018 (Bull, M. & T. Rödl) reagierten Wasservögel auf Störungen durch SUP überdurchschnittlich häufig mit Ausweichflügen über größere Distanz. Zum Teil landeten aufgeflogene Vögel erst in mehreren Kilometern Entfernung vom Ausgangspunkt der Störung. Auch verließen die Vögel das Gewässer häufiger als dies bei Störungen durch andere Sportarten der Fall war. Die Störwirkung des SUP wird daher im Vergleich mit anderen Wassersportarten als mittel bis hoch eingeschätzt.

 

Auswirkungen im Kreis Karlsruhe

Hinzu kommt, dass viele SUP Benutzer im Vergleich zu den organisierten Paddlern im Stadtkreis Karlsruhe oft keinerlei Umweltkenntnisse besitzen, sich nicht über die Gebiete und Regularien informieren oder diese schlicht ignorieren. Hier sind die Behörden gefordert, deutlich bessere Umweltinformationen und Verhaltensregeln zu kommunizieren und diese auch zu kontrollieren.

 

Beispiel für bereits vorhandene Hinweisschilder am Rhein: