Archiv 2019

  • Schwalbenbretter in Hagsfeld
  • Inklusion: Naturerlebnis Rheinaue für seheingeschränkte Jugendliche
  • Auszeichnung: Lebensraum Kirchturm

und noch zusätzlich verlinkt (bitte anklicken):


Montage von Schwalbenbrettern in Hagsfeld

 

 Fast nur noch in den Karlsruher Außenbezirken wie Neureut, Hagsfeld, Grötzingen, Wolfartsweier, Daxlanden oder Grötzingen finden sich die Nester der Mehlschwalben an den Außenfassaden von Häusern. Der Mangel an Insekten als Nahrung, Erschütterungen, das Fehlen von Lehmpfützen für den Nestbau, Fassadenrenovierungen, aber vor allem der Sauberkeitsdrang der Hausbesitzer haben zu einem drastischen Rückgang innerhalb weniger Jahre geführt.

 

Umso wichtiger ist es die Hausbesitzer zu beraten und zu bestärken, durch das Anbringen von Kotbrettern unter den Nestern die Verschmutzung durch Kot zu verhindern. Oft sorgen die Besitzer selbst für Abhilfe. In einigen Fällen aber muss der NABU aktiv werden und seine Fachkenntnis und tätige Mithilfe anbieten. So auch an zwei Häusern in Hagsfeld. Hierzu hat Helmut Leopold zunächst passende und farblich angepasste Bretter angefertigt, die dann an der Fassade angebracht werden sollten.

 

Ursprünglich war beabsichtigt, mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Hagsfeld die Bretter zu montieren und dazu zwei Leitern zu stellen. Dies erwies sich aber wegen der Höhe der Neststandorte als undurchführbar, so dass die Aktion eingestellt werden musste. Ein Hubsteiger erwies sich als unverzichtbar. Auf Anfrage erklärte sich das Umweltamt Karlsruhe sofort bereit diesen zu bezahlen.

 

So konnten noch kurz vor Brutbeginn die Bretter montiert werden. Helmut Leopold und der Fahrer der Firma die den Hubsteiger lieferte, arbeiteten gut zusammen; auch an einem weiteren Haus in der Nähe konnte so ein Brett angebracht werden. Gleichzeitig wurden drei künstliche Doppelnester montiert. Ein weiteres Nest an diesem Haus, das sich auf der Rückseite/Gartenseite befindet, war allerdings nicht mit dem Hubsteiger erreichbar. Wegen der etwas niedrigeren Höhe wagten es Helmut Leopold und Artur Bossert, das Brett mit Hilfe zweier Leitern empor zu heben und fachgerecht anzubringen.

Die Besitzer dieses Hauses erklärten sich spontan bereit, dem NABU als Mitglieder beizutreten!

 

Text und Bilder: Artur Bossert


 

NABU Karlsruhe macht die Rheinauen für Schülerinnen und Schüler mit Seheinschränkung erleb- und erfahrbar

 

 

Viele Menschen interessieren sich für Exkursionen in besondere Naturräume wie Auwälder, Altrheinarme oder Feuchtgebiete unter sachkundiger Führung. Dort können sie selten gewordene und vom Verschwinden bedrohte Biotope ebenso kennen lernen wie deren Flora und Fauna.

Für Menschen mit Behinderung gibt es solche Angebote bisher nur in Ausnahmefällen. Deshalb haben sich der Biodiversitätsbotschafter Dr. Peter Müller und Artur Bossert, Vorsitzender des NABU Gruppe Karlsruhe, entschieden, für sehbehinderte Menschen ein solches Angebot auszuarbeiten, um auch im Bereich naturkundlicher Führungen Inklusion möglich zu machen.

 

Um die Begegnung mit der Natur und den landschaftlichen Besonderheiten zu vertiefen, haben die beiden Exkursionsleiter Materialien entwickelt, die die durch die Sehschwäche bestehende Benachteiligung auszugleichen helfen. In Zusammenarbeit mit der Schloßschule Ilvesheim, die mit ihren Bildungs- und Beratungsangeboten blinde und sehbehinderte Jugendliche unterstützt, wurden sogenannte Quellkopien hergestellt. Auf solchen Kopien werden durch ein Quellverfahren z.B. Flussläufe, Landschaftsausschnitte und Blattformen von Bäumen so abgebildet, dass sie ertastet werden können.

 

Auf Anfrage zeigte die Schule am Weinweg in Rintheim Interesse an dem Angebot des NABU und am 17. Mai 2019 war es dann soweit: acht Schülerinnen und Schüler fuhren im Schulbus mit zwei Lehrern zum Treffpunkt unter der Rheinbrücke bei Maxau. Die sichtlich motivierten und interessierten Siebtklässler ließen sich die Besonderheiten der Landschaft sowie der Pflanzen- und Tierwelt zeigen und erklären. Dabei spielten die von den Exkursionsleitern mitgebrachten Materialien eine wichtige Rolle. Zunächst wurde von Peter Müller kurz die Rheinbegradigung durch Tulla sowie deren Auswirkungen für die betroffene Landschaft am Rhein erklärt. Dann ging es hinein in das NSG Altrhein Maxau und das NSG Burgau. Die Entstehung des Knielinger Sees wurde thematisiert, der Unterschied zwischen einer Weichholz- und Hartholzaue mit ihren typischen Bäumen, aber auch typische Pflanzen wie die Teichrose. Der Ornithologe Artur Bossert regte die Jugendlichen dazu an, auf die Gesänge der Vögel zu achten. Aufmerksam lauschten alle mehreren Nachtigallen. Außerdem zeigte er großformatige Abbildungen von verschiedenen Vogelarten, die nur schwer zu beobachten waren.

 

Text: Peter Müller

Fotos: Artur Bossert

 

 


Auszeichnung für "Lebensraum Kirchturm"

 

1. Urkundenübergabe Lebensraum Kirchturm in Palmbach

 

Das Erntedankfest am 29. September wurde bei der Waldensergemeinde in Palmbach als Anlass genommen, um die Urkunde für die Auszeichnung zum Lebensraum Kirchturm entgegen zu nehmen.

 

Innerhalb des Gottesdienstes zeigte der Artenschutzreferent des NABU Karlsruhe, Klaus Lechner , die Geschichte des Nistkastens auf.

 

Mitte der 1980er Jahre, als sich der Schleiereulenbestand in der Region auf einem extrem niedrigen Stand befand, erklärte sich die evangelische Waldensergemeinde in Palmbach bereit diese Vogelart zu unterstützen. Es dauerte dann zwar noch (lange )fünf Jahre, bis dieser Kasten bezogen wurde, aber seit 1990 war er jährlich bewohnt. Seither flogen viele junge Eulen aus. Hin und wieder nutzten auch Turmfalken oder Dohlen das Nest.

 

Die Pfarrerin, Frau Kratzert, führte in ihren Fürbitten in besonderer Weise aus, wie dringend ein Umdenken heute notwendig ist, um die Schöpfung zu bewahren.

 Text: Klaus Lechner

 

 

2. NABU–Urkunde und Plakette für die Kirchengemeinde Staffort-Büchenau

 

Beim Erntedank-Gottesdienst am 6. Oktober wurde die Evangelische Kirchengemeinde Staffort-Büchenau für ihr Engagement für den Naturschutz vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) ausgezeichnet. Gerd Schön vom NABU Karlsruhe bedankte sich bei der Kirchengemeinde und überreichte eine Plakette „Lebensraum Kirchturm“, die an der Kirche angebracht werden soll, sowie eine Urkunde.

 

Kirchtürme sind wichtige Brutplätze für Schleiereulen, Turmfalken, Dohlen und Fledermäuse. Die drei Vogelarten sind nicht bedroht, aber für die Aufzucht des Nachwuchses sehr stark auf Nistplatzhilfen angewiesen. Schon in den 80er Jahren wurden dafür von Ulli Hoffman und Helmut Leopold mit Unterstützung von Wilfried Süß zwei Kästen in luftiger Höhe über dem Glockenstuhl der Stafforter Kirche angebracht. Inzwischen werden die Kästen von Bernd Petereit und Barbara Ketterer, beide erfahrene Kletterer, betreut. D.h. sie kontrollieren während der Brutzeit die Kästen monatlich, und reinigen sie gelegentlich.

 

In den Kästen brüteten zunächst Schleiereulen und Turmfalken. Seit einiger Zeit sind Dohlen eingezogen. Ihr Bestand in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Um darauf aufmerksam zu machen, wurde die Dohle 2012 vom NABU als Vogel des Jahres ausgewählt. Dank der Nisthilfen konnten in diesem Jahr zwei Dohlen-Paare 7 Junge erfolgreich großziehen.

 

Dohlen sind Verwandte der Krähen und Kolkraben, sind aber kleiner. Sie haben einen grauen Nacken und hellgraue Augen. Bei Jungvögeln sind sie hellblau. Dohlen-Paare bleiben lebenslang zusammen. Dohlen haben die Gewohnheit die Kästen mit Zweigen und Lehm vollzustopfen. Das macht das Reinigen zu einer unangenehmen Arbeit für die Betreuer. Trotzdem ist eine Großreinigung geplant. Vielleicht ziehen dann im nächsten Jahr auch wieder Schleiereulen und Turmfalken ein.

 

Schauen Sie beim nächsten Kirchenbesuch einmal hoch zum Kirchturm. Sehr wahrscheinlich werden Sie mehrere Dohlen an der Spitze sitzen oder fliegen sehen und das charakteristische „kau“ hören.

 

Text: Gerd Schön