Archiv 2017

1. Gelbbauchunken in Grünwettersbach - Mai 2017

2. Wanderfalkenberingung in St. Bernhard - Mai 2017

3. Exkursion am Knittelberg - Mai 2017

4. Schutzgebietsbetreuer Seminar - Juni 2017

5. Jungvögel bitte nicht mitnehmen


1. Gelbbauchunken in Grünwettersbach

Gelbbauchunken im Steinbruch Schäfer, Mai 2017; Foto: Artur Bossert
Gelbbauchunken im Steinbruch Schäfer, Mai 2017; Foto: Artur Bossert


Der im letzten Spätherbst mit Zuschüssen der EnBW ertüchtigte Laichtümpel für Gelbbauchunken hat seine erste Bewährungsprobe bestanden.
Anfang Mai konnten mindestens 10 verpaarte Gelbbauchunken gesichtet werde; kurze Zeit später auch Laich. Im rück-

wärtigen nicht zugäng-

lichen Teil des Teiches, der  von Schilf bestanden ist befanden sich wohl noch weitere Unkenpaare wie aus den Rufen zu schließen war.


Da der Teich relativ flach ist konnte sich das Wasser schnell erwärmen, weshalb auch bald Kaulquappen  und wenig später Jungunken vorhanden waren.
Allerdings stellten sich bald auch Sorgen ein, da durch die lange Hitzeperiode im Juni und die damit verbundene Sonneneinstrahlung der Teich zunehmend austrocknete. Und nur noch wenig Wasser vorhanden war. Wir haben schon überlegt, die Feuerwehr zu bitten, den Teich etwas aufzufüllen. Eine erneute Nachsuche Ende Juni ergab jedoch, dass sowohl Alt- wie Jungunken den teich mittlerweile verlassen haben und sich in einen benachbarten Teich zurückzogen, in dem noch Wasser stand. Offenbar kommen die Tiere gut mit solchen extremen Situationen zurecht.
Dennoch überlegen wir, das Dachflächenwasser der Werkshalle im Steinbruch in Zukunft zur zusätzlichen Auffüllung des neu angelegten Teiches zu verwenden, um eine längere Wasserhaltung zu gewährleisten.


2. Wanderfalkenberingung in St. Bernhard

Karlsruher Naturschützer luden zum Event ein

Foto: F. Scholler
Foto: F. Scholler
In der zweiten Maiwuche luden Karlsruher Naturschützer zu einem ganz speziellen Event ein: zur Beringung der Wanderfalken im Turm von St. Bernhard am Durlacher Tor.

Engagierte Vogelschützer, darunter Artur Bossert von der NABU-Gruppe Karlsruhe, Friedemann Scholler  und Franz Logajda von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) und die Biologin Julia Schwander  stiegen am Donnerstag, 11. Mai,  auf zum Wanderfalkenhorst im Kirchturm von St. Bernhard. Ihr Ziel war der Nachwuchs in der künstlichen Nisthilfe: Die Falkenküken wurden beringt, gemessen und gewogen und mit einem Spray gegen Federmilben behandelt. So können die Ornithologen den weiteren Lebensweg der Tiere verfolgen.

 

Auf der Ludwig-Wilhelm-Straße direkt unterhalb des Kirchturms standen die Vogel-Fans, die der Einladung in der Lokalpresse gefolgt sind, mit gezücktem Fernglas. Schon beim Aufsteigen der Beringer zum Wanderfalkenhorst schlugen die Altvögel Alarm, mit lautstarken Protestrufen umkreisten sie während der Aktion den Turm, boten also den vielen schaulustigen Interessenten eine einmalige Gelegenheit zur Beobachtung. Dabei erläuterten Artur Bossert und Peter Havelka vom Naturkundemuseum den Beobachtern, was oben oben im Turm vor sich ging und gingen auch auf Fragen nach der Lebensweise von Wanderfalken ein. Etwa eine Viertelstunde dauerte das Spektakel, dann waren die vier Nestlinge beringt.

 

Der Wanderfalkenhorst auf dem Kirchturm von St. Bernhard  ist einer der vielen Tipps des Karlsruher Naturkompasses. Monatlich aktualisierte Tipps laden zum  Beispiel in den kommenden Wochen zur Beobachtung von Dohlen, Laubfrosch oder zu einem Spaziergang auf dem Alten Flugplatz ein.


3. Exkursion am Knittelberg

Veranstaltung im Rahmen der "Stunde der Gartenvögel 2017"

Foto: Artur Bossert
Foto: Artur Bossert

Knapp 20 Vogelfreunde trafen sich am 14. Mai in der Früh zur Auftaktveranstaltung der "Stunde der Gartenvögel" in der Grötzinger "Reithohl, dem Zugang zum reizvollen und vielgestaltigen Garten- und Weinberggebiet am Südhang des Malerdorfes.

 

Artur Bossert erläuterte der Gruppe zunächst die Besonderheiten der alten Kulturlandschaft mit ihren teils aufgelassenen Gartengrundstücken, Hohlwegen, Heckenzügen, Wildstaudenflächen und vor allem der Halbtrockenrasen, die sich in wunderbarer blauer Salbeiblüte zeigten.

Entlang eines Höhenweges konnten nun die typischen Vogelarten gehört und beobachtet werden, so u.a. Nachtigall, Gartenrotschwanz, Goldammer, Grünspecht, Gartenbaumläufer, Mönchs-, Garten- und Dorngrasmücke. Leider waren früher regelmäßig zu beobachtende Arten nicht mehr vorhanden - so etwa der Feldschwirl oder der Sumpfrohrsänger. Auch die 15 vom NABU und den Grötzinger Heimatfreunden beschafften Steinkauzröhren sind (noch) nicht bezogen. Der Wendehals war im Frühjahr noch zu hören; vermutlich brütet er aber im Gebiet.

 

Nachdem die Teilnehmer von der Kante des Knittelbergs aus den Blick auf Grötzingen, den Turmberg und die Rheinebene ausgiebig genossen hatten, führte sie Artur Bossert an eine Stelle, wo auf den Resten eines Bunkers regelmäßig Schlingnattern zu beobachten sind - an diesem Morgen wegen der noch kühlen Witterung allerdings noch nicht. Der Knittelberg und die anschließenden Hänge Richtung Weingarten gelten als das beste Schlingnattergebiet in Karlsruhe.

 

Am Schluss der Tour erläuterte der Leiter nochmals, wie man sich an der "Stunde der Gartenvögel" beteiligt und verteilte mitgebrachtes Informationsmaterial an die Teilnehmer, die trotz der nicht so günstigen Bedingungen auch eine Fülle an Informationen über die Vogelwelt des Knittelbergs mitnehmen konnten.


4. NABU sucht ehrenamtliche Schutzgebiets-betreuer/innen

Bewerbung für die Region Nördlicher Oberrhein und Nordschwarzwald startet am 1. Juni

Schutzgebietsbetreuung am Weiherwaldsee, Foto: W. Geiselmann
Schutzgebietsbetreuung am Weiherwaldsee, Foto: W. Geiselmann
Die Natur vor der Haustür kennen und schützen lernen: Das ist das Ziel des Projekts „Schutzgebietsbetreuer 2.0“ des NABU Baden-Württemberg. Ab dem 1. Juni können sich Interessierte für das von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geförderte Projekt bewerben. Gesucht werden Ehrenamtliche, die sich für die Natur im Stadt- und Landkreis Karlsruhe engagieren wollen. Die Ausbildungsreihe beginnt am 15. September in Bad Herrenalb. 

Erstmals spricht der Lehrgang gezielt Naturinteressierte in sechs verschiedenen Stadt- und Landkreisen in der Region „Nördlicher Oberrhein/Nordschwarzwald“ an − im Stadtkreis Baden-Baden, in den Landkreisen Calw, Rastatt und Rhein-Neckar sowie im Stadt- und Landkreis Karlsruhe. Vorkenntnisse sind für die Bewerbung nicht notwendig.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarten in der rund 60 Unterrichtsstunden umfassenden Ausbildung Seminare und Exkursionen rund um die unterschiedlichen Schutzgebietskategorien, den Arten- und Biotopschutz sowie die Öffentlichkeitsarbeit. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung können die Ehrenamtlichen in Absprache mit den Naturschutzbehörden vor Ort  Schutzgebiete, Biotope und weitere naturschutzfachlich bedeutsame Flächen in den Gemeinden und Landkreisen betreuen: Sie beobachten und kontrollieren Gebiete und darin lebende Tier- und Pflanzenarten und machen Öffentlichkeitsarbeit.

 

Die Ausbildung „Schutzgebietsbetreuer 2.0“ knüpft an ein Vorgänger-Projekt an, bei dem der NABU in Baden-Württemberg 2015 und 2016 insgesamt 45 Schutzgebietsbetreuerinnen und -betreuer ausgebildet hat. Einen Erfahrungsbericht von Teilnehmern des NABU Karlsruhe finden Sie hier.

 

Film-Clip zum Projekt und weitere Informationen: www.NABU-BW.de/gebietsbetreuung


5. Jungvögel bitte nicht mitnehmen!

Eltern kümmern sich auch außerhalb des Nestes um ihre Jungen

Jungamsel, Foto: R. Grau
Jungamsel, Foto: R. Grau

Der NABU Karlsruhe bittet die Bevölkerung, vermeintlich hilflose Jungvögel nicht mitzunehmen. „Für die kleinen Vögel ist es in der Regel am besten, wenn man sie an Ort und Stelle in der freien Natur lässt“, erklärt Artur Bossert. „Denn meist hat man es nicht mit verlassenen, verletzten oder geschwächten Tieren zu tun, sondern mit gesunden Vogelkindern, die auch außerhalb des Nests von den Altvögeln versorgt werden.“ Nimmt man sie mit, trennt man sie von ihren Eltern. „Die Aufzucht von Menschenhand ist nur selten langfristig erfolgreich. Schließlich gilt es den Vogelnachwuchs nicht nur zu füttern, sondern auch zu prägen und zu ‚erziehen‘ – und das kann kein Mensch so wie die Vogeleltern.“ In akuten Gefahrensituationen könne man Jungvögel einige Meter weit umsetzen, etwa von der Straße in den Grünstreifen daneben.

„Viele Vogelarten verlassen ihr Nest bereits bevor sie fliegen können“, erklärt Bossert. Dazu zählen neben typischen Nestflüchtern wie Enten oder Kiebitzen auch einige Singvogelarten, Greifvögel und Eulen wie der Waldkauz, Vogel des Jahres. Im Siedlungsbereich findet man häufig bräunlich gefleckte Jungamseln, die etwa eine Woche vor dem Flüggewerden der Enge des Nestes entfliehen. Sie geben sogenannte „Standortlaute“ von sich, damit die Elternvögel wissen, wo ein hungriger Schnabel auf Fütterung wartet. „Dieses Piepsen interpretieren wir Menschen oft fälschlicherweise als Hilferuf an uns“, erläutert der NABU-Vogelkenner.

„Es stimmt schon, dass ein Teil der Jungen außerhalb des Nestes natürlichen Feinden zum Opfer fällt“, sagt Bossert. Diese Verluste sind jedoch evolutionär ‚eingeplant‘: Die Tiere sorgen für viel Nachwuchs, von dem genügend überlebt, um den Bestand zu erhalten. „Problematisch wird es dann, wenn zusätzlich zu den natürlichen Verlusten von uns Menschen verursachte Bestandsrückgänge hinzukommen.“ Umso wichtiger sei es, die Lebensräume zu schützen. „Dazu können wir alle beitragen. Zum Beispiel indem wir Gärten naturnah gestalten, heimische Sträucher pflanzen und beim Einkaufen die regionale ökologische – und auch vogelfreundliche –Landwirtschaft unterstützen.“