Die Rheinaue innerhalb der Halbinsel Rappenwört im Südwesten der Karlsruher Gemarkung ist ein Natura 2000 Gebiet von besonderer Schönheit. Es beherbergt diverse unterschiedliche Lebensräume und Biotoptypen wie Weichholz-Auenwälder (Silberweide, Schwarzpappel, Hybridpappel)- und Hartholz-Auenwälder (Stieleiche, Ahorn, Ulme, Esche) Flussufer mit Schlammbänken, Schluten und artenreiche Magerrasengebiete, sogenannte Brennen.
Brennen sind natürliche Kies- und Sandrücken der Auen, bewachsen mit lichtem Trockenwald (Stieleiche, Kiefer), entstanden aus früheren Kiesbänken des noch unregulierten Rheinbettes. Auf diesen warmen, trockenen und nährstoffarmen Standorten gedeihen buntblühende Magerrasen, teils mit Orchideen wie Ragwurz Arten, Waldhyazinthen, das Helmknabenkraut und die Hunds Wurz. Sie sind auch der Lebensraum für auf Trockengebiete spezialisierte Insektenarten wie z.B. die Blauflügelige Ödland Schrecke und einige Libellenarten. Es gibt im genannten Gebiet zwei Brennen, eine östlich der Herman-Schneider-Allee und eine westlich davon.
Der Altrheinbogen um die Halbinsel Rappenwört ist auch ein Vogelschutzgebiet. Auf den offenen Wasserflächen kann man verschieden Entenarten, Kormorane, Grau- und Silberreiher, Bläss- und Teichhühner, Zwergtaucher u.v.a mehr sehen. Ab Mai ist der melodische Ruf des Pirols in den Wipfeln der hohen Bäume zu hören. Der schillernde Eisvogel ist mit mehreren Brutpaaren heimisch, wo er in den Uferkanten und den Wurzeltellern umgefallener Bäume seine Brutröhren anlegt und auf herabhängenden Ästen über der Wasseroberfläche seinen Jagdansitz hat.
Historie
Was wir heute sehen können ist leider nur ein kleiner Rest einer vormals paradiesischen Auen-Landschaft mit einer deutlich höheren Biodiversität. Der menschliche Einfluss auf das Flusssystem seit dem Mittelalter und besonders nach der Tullaschen Rheinbegradigung ab 1817 haben die Dynamik des Stromlaufes drastisch geändert und die Biodiversität verarmt. Mit der Befestigung der Rheinufer, der Anlage des Leinpfads und dem Verschließen der abgetrennten Altrheinarme wurde die Auenlandschaft der gestalterischen Kräfte des Flusses beraubt. Die Auengebiete wurden dann in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts mit Dammerweiterungen durch den Reichsarbeitsdienst des Naziregimes weiter denaturiert und verkleinert. Der Bau der Staustufe Iffezheim hat zu einer weiteren signifikanten Änderung der Flussdynamik geführt. Nicht nur wasserbauliche Änderungen haben zur Verarmung der Biodiversität geführt, sondern auch die Errichtung von Gewerbegebieten in den Altauen und die Intensivlandwirtschaft mit Monokulturen (z.B. die „Vermaisung“ ehemaliger Auengebiete) taten und tun ihr Übriges.
Rekonstruierter Rheinlauf für die Zeit um 1600 (Ausschnitt aus der Karte 10 des Pfalzatlas, 1963-96)
Gefährdung und Biotopschutz
Durch seine Attraktivität aufgrund der vielen Freizeitmöglichkeiten gehören die Rheinauen um Rappenwört zu den beliebtesten Naherholungsgebieten auf der Karlsruher Gemarkung. Die urbane Nähe, der stetig wachsende Besucherdruck und die Freizeitnutzung zu Land und zu Wasser haben auch ihre Schattenseiten. Leider behandeln nicht alle Besucher die Natur mit dem angemessenen Respekt, was sich nicht nur z.B. in der zunehmenden Vermüllung, dem regelwidrigen Betreten von Schutzzonen und nicht angeleinten Hunden zeigt.
Der NABU arbeitet eng mit den kommunalen und Landesbehörden wie z.B. Naturschutzamt, Forstamt und Regierungspräsidium zusammen und macht Vorschläge zum Schutz und zur Verbesserung der verschiedenen Biotope. Auch die Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum Rappenwört wird seit langem gepflegt, insbesondere im Hinblick auf eine bessere Naturbildung der Bevölkerung, die eine der Hauptsäulen des Naturschutzes ist.
Text und Fotos: Uwe Schmidt, 2024
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