Es summt und brummt am Holderweg

Neues Kooperationsprojekt der Gartenstadt Karlsruhe eG mit dem NABU für die Artenvielfalt

Wer zurzeit in der Gartenstadt in Rüppurr unterwegs ist, staunt nicht schlecht über bunte Blühflächen auf einigen der Vorgärten. Da mischt sich das Weiß der Margeriten und des Taubenkropfs mit dem Rot des Klatschmohns und des Wiesenklees, dem Violett der Zaunwicke dem Gelb des Habichtskrauts, dem Blau von Kornblumen und Natternkopf – eine überwältigende Farbsymphonie aus herrlichen Wiesenblumen. Um die Blüten fliegen unzählige verschiedene Schmetterlinge, Wildbienen, Honigbienen und andere Insekten, magisch angezogen vom Duft und den leuchtenden Farben der Wiesenblumen.

 

Die ungewöhnliche Bepflanzung ist Ergebnis einer langjährigen Kooperation der Gartenstadt Karlsruhe eG mit dem NABU Karlsruhe. Bewusst als Kontrast zu den einförmigen und langweiligen Anlagen aus Zierrasen, Cotoneaster, Thuja und Kirschlorbeer eingebracht, die für die Insektenwelt völlig nutzlos sind, sollen die attraktiven Blühwiesen in den Siedlungsbereichen einen Beitrag zur Stärkung der Biodiversität leisten.

 

 

Ursprünglich war vorgesehen, zum Tag des Baumes am 23. April an einer der neuen Blühflächen am Krokusweg einen standortgemäßen Baum zu pflanzen und dabei auch ein vom NABU entworfenes und durch den Werkhof der Gartenstadt ausgeführtes Nisthaus für Wildbienen aufzustellen. Wegen der Pandemie musste dieser Termin aber verschoben werden. So trafen sich am letzten Freitag an der Kreuzung Holderweg/Krokusweg der Vorsitzende der Gartenstadt Ralf Neudeck, der Leiter des Bestandsmanagements Michael Konrad und Mitarbeiter des Werkhofes mit dem Vorsitzenden des NABU Karlsruhe Artur Bossert und dem NABU-Aktiven Helmut Leopold. An einem der zahlreichen neu gepflanzten Bäume griffen Herr Neudeck und Helmut Leopold noch einmal zum Spaten und übergaben symbolisch die Anlage ihrer Bestimmung. Diese soll nicht nur den Wildbienen als Nahrungs- und Fortpflanzungsstätte dienen, sondern auch interessierten Grundstücksbesitzern als Anregung für eigene Gestaltungsmöglichkeiten. „Entscheidend für den Erfolg ist die Kombination der natürlichen Bepflanzung mit den Wildbienenhäusern, die sich gegenseitig ergänzen“, wie Helmut Leopold erklärt. Denn wo den Tieren die Nahrung fehlt, kann sich auch kein stabiler Bestand an Insekten entwickeln, die unverzichtbar nicht nur für das ökologische Gleichgewicht, sondern auch für die Bestäubung auch vieler Kulturpflanzen sind. Die Insekten und die späteren Samenstände wiederum ziehen zahlreiche Vogelarten an, die somit besonders für die Aufzucht der Jungen einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Und nicht zuletzt bieten die farbenprächtigen Wildblumen bis weit in den Herbst den Spaziergängern einen besonderen Genuss für das Auge.

 

 

Die Blühflächen, in Kooperation mit der Artenschutzstiftung des Karlsruher Zoos angelegt, sind aber nur Teil einer gemeinsam entwickelten Gesamtkonzeption der Gartenstadt und des NABU. Denn durch die energetischen Gebäudemodernisierungen und aufgrund der Notwendigkeit, mittels effizienter Klimaschutzmaßnahmen an den Liegenschaften der Gartenstadt Karlsruhe eG die Wohnqualität zu steigern, gehen teilweise natürliche Nistmöglichkeiten für Vögel verloren. Dem wollten Gartenstadt und NABU in einem längerfristigen Kooperationsprojekt durch weitere Artenschutzmaßnahmen entgegenwirken und neue Nistplätze in diesen Quartieren schaffen. Als ergänzende Naturschutzmaßnahmen wurden in den vergangenen Jahren und auch zukünftig nach und nach neben den Hilfen für Gebäudebrüter wie Haussperling, Hausrotschwanz und Mauersegler die vielfältigen Blühwiesen anstelle steriler Rasenflächen angelegt. NABU und Gartenstadt versprechen sich dadurch positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt.

 

 

Schon in den letzten Jahren haben der NABU Karlsruhe und die Gartenstadt in Sachen Naturschutz mehrere Naturschutzmaßnahmen auf den Weg gebracht. So wurden nach Beratung durch den NABU über die Schreinerei der Hagsfelder Werkstätten - HWK – zahlreiche Nistkästen für verschiedene Vogelarten bezogen und durch den eigenen Werkhof der Gartenstadt Zug um Zug an den modernisierten Häusern angebracht. Durch diese Modernisierungen werden einerseits moderne und klimafreundliche Wohnungen für die Mitglieder der Gartenstadt geschaffen und zeitgleich gefiederte Bewohner mit neuen artgerechten Unterkünften versorgt.

 

In den letzten Jahren wurden über 600 Wohnungen energetisch modernisiert und Holzpelletheizungen eingebaut. In Grünwinkel, Bulach und Daxlanden wurden alle Liegenschaften an das klimafreundliche Fernwärmenetz der Stadtwerke Karlsruhe angeschlossen. Bei Fassadendämmungen werden keine Kunststoffe verwendet, sondern ausschließlich mineralische Materialien. Durch diese Modernisierungen werden erhebliche Mengen an CO² eingespart.  Von der Stadt Karlsruhe wurden die entsprechenden Liegenschaften übrigens mit dem städtischen Klimazertifikat ausgezeichnet!

 

 

Im Jahr 2018 wurde ein weiteres Projekt gemeinsam umgesetzt. Ein nicht mehr in Gebrauch befindliches Trafohäuschen am Holderweg/Rüppurr wurde nach Beratung und Begleitung durch den NABU und mit finanziellen und logistischen Mitteln der Gartenstadt für Vogelschutzmaßnahmen und Fledermausnisthöhlen hergerichtet. Ein Jahr später wurden am Hochbunker am Irisweg in aufwendigem Verfahren Nistkästen für Mauersegler sowie für Haussperlinge montiert; ebenso wurden im Vogelschutzwald am Holderweg Nistkästen für Meisen, Kleiber und andere Höhlenbrüter angebracht, um in diesem naturbelassenen Grundstück mit alten Bäumen, Hecken und Dickicht den Bestand dieser Arten zu stützen. mehr dazu

 

Auch der Fledermausschutz in Karlsruhe konnte durch eine besondere Maßnahme unterstützt werden. Hierzu wurden an einigen Gebäuden in Daxlanden eine Reihe von speziell angefertigten Kästen montiert, die den Fledermäusen als Sommerquartier dienen sollen. Ergänzt werden die ehrgeizigen Projekte, indem man für die Fledermäuse und Vögel auch für die nötige Insektennahrung sorgt: so wurde dort ebenfalls eine artenreiche Blühwiese angelegt und zusätzlich eine vom NABU gefertigte Insektennistwand durch den Werkhof der Gartenstadt aufgestellt.

 

Die Naturschutzmaßnahmen gehen einher mit dem ehrgeizigen Engagement der Gartenstadt im Bereich Klimaschutz. So besteht z.B. eine Kooperation mit Stadtmobil sowie dem KVV für rabattierte Mitgliedertickets; im Werkhof werden ein Elektroauto und eins E-Lastenfahrrad und im Fuhrpark 2 Erdgasfahrzeuge eingesetzt. Auch ist die Beschaffung von weiteren drei weiteren Dienstwagen in Form von Plug-In-Hybriden geplant. Freiwillige zusätzliche Nachpflanzungen über die Nachpflanzverpflichtungen hinaus sind für die Gartenstadt ebenfalls selbstverständlich.

 

Text: Artur Bossert