Fund: Barren-Ringelnatter (Natrix helvetica)

Seltene Schlangenart ist in Grünwettersbach heimisch

 

Da staunte ein Anwohner der Wingertgasse nicht schlecht, als sich ein hellgraues, ca. 1,50 m langes Reptil langsam über die Natursteinmauer hinter seiner Terrasse schlängelte. Er schoss schnell ein paar Fotos zur Dokumentation und verständigte einen Bekannten, der mich wiederum informierte. Man hielt das Tier für eine Ringelnatter und lag damit eigentlich nicht so falsch.

 

Anhand der Aufnahmen, des Fundortes und vor allem der Größe des Tieres war mir jedoch schnell klar: dies konnte keine gewöhnliche Ringelnatter sein! Ringelnattern sind erstens weitgehend an Feuchtgebiete oder Gewässer gebunden und werden selten länger als 1,10 Meter; außerdem fehlten die typischen zwei gelben, halbmondförmigen Flecken am Hinterkopf. Meine Vermutung, es handele sich wegen der typischen dunklen Streifen an der Seite um eine sogenannte „Barren-Ringelnatter“, wurde durch Peter Zimmermann, Artenschutzexperte beim Regierungspräsidium, bestätigt.

 

Die Barren-Ringelnatter (Natrix helvetica) unterscheidet sich durch diese barrenartigen, fast schwarzen Streifen, die sich von der Bauchseite bis zum Rücken hinziehen, von der „gewöhnlichen“ Ringelnatter. Sie kann in Ausnahmefällen bis zu 2,00 m lang werden und kommt auch in trockeneren Lebensräumen vor. Für den Menschen ist sie völlig ungefährlich, weil sie ungiftig ist. In Deutschland findet man sie vor allem im Rheintal und in der Vorbergzone. Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben sie erst vor drei Jahren als eigene Art identifiziert.

 

Die Sichtung der Barren-Ringelnatter wurde an die landesweite Artenkartierung der Landesanstalt für Umwelt in Baden-Württemberg gemeldet, wo sie mit Ortsangabe registriert wurde. Dabei geht es darum, möglichst viele Reptilien und Amphibien zu erfassen, da die Art noch wenig erforscht ist. Ringelnattern stehen übrigens wie alle sieben einheimischen Schlangenarten in Deutschland unter besonderem Schutz. Weil sie in Deutschland an den östlichen Rand ihres natürlichen Verbreitungsgebietes stößt, ist ihr Status jedoch hier als sehr gefährdet einzustufen. Es ist also streng verboten, Schlangen einzufangen, zu verfolgen oder gar zu töten. Schlangen erfüllen eine wichtige Aufgabe im ökologischen Zusammenspiel, denn sie erbeuten oft Nagetiere, z. B. Mäuse, die stets mit dem Kopf voran verschluckt werden.

 

Die in unseren Gärten nicht seltene Blindschleiche, die oft mit einer Schlange verwechselt wird, ist jedoch eine Eidechse ohne Beine. Sie ist ebenfalls streng geschützt und macht sich nützlich, indem sie kleinere Nacktschnecken vertilgt.

 

 

Fotos: Mirko Eiden

 

Text: Artur Bossert